Naturschutzgebiet Gletscherkessel Präg

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Mit seinem malerischen Landschaftsbild stellt das Naturschutzgebiet Gletscherkessel Präg einen Anziehungspunkt für Erholungssuchende und Touristen dar. Besonders für Wanderer dürfte das Naturschutzgebiet interessant sein.

Standort des Gletscherkessel Präg

Der Gletscherkessel Präg ist das zweitgrößte Naturschutzgebiet in Baden-Württemberg, liegt im Hochschwarzwald und gehört zum Landkreis Lörrach.

Auf einer Fläche von 2867 Hektar erstreckt sich das Gebiet, das 1994 von der Stadt Freiburg als Naturschutzgebiet ausgewiesen wurde, über die drei Gemarkungen Schönau, Todtnau und Tunau. Zugleich ist es Teil des FFH-Gebiets „Gletscherkessel Präg und Weidfelder im Oberen Wiesental“ (Nr. 8213-311) mit einer Gesamtfläche von 4720 Hektar. Der Gletscherkessel bildet außerdem die Kernzone des Naturschutzgroßprojektes „Feldberg – Belchen – Oberes Wiesental“.

Mit seinem malerischen Landschaftsbild stellt das Naturschutzgebiet Gletscherkessel Präg einen Anziehungspunkt für Erholungssuchende und Touristen dar. Besonders für Wanderer dürfte das Naturschutzgebiet interessant sein. Verschiedene Routen sowie ein großer Rundwanderweg sind auch online zu finden.

Neben der landschaftlichen Einzigartigkeit ist auch die Vielfalt bedrohter Arten (v.a. Pflanzen, Brutvögel, Insekten) für Naturbegeisterte interessant.



Entstehung des Gletscherkessel Präg

Zu den Besonderheiten des Naturschutzgebiets gehören die außergewöhnlichen geographischen Formationen, die für Mittelgebirge in Europa einmalig sind. Der Gletscherkessel Präg wird gebildet von sechs eiszeitlichen Gletschern, die aus allen Richtungen aufeinander zuwanderten und nach ihrem Abschmelzen einen sternförmigen Talkessel mit Bächen, Wasserfällen und einem vielfältigen Mosaik aus verschiedensten Lebensräumen wie Erosionsrinnen und Schotterrasen hinterließen, die heute die Grundlage für das Vorkommen zahlreicher seltener Arten bilden.

Die Entstehung des Gebiet liegt im Zeitraum der Würm-Eiszeit, die vor etwa 115000 Jahren begann und vor 10000 Jahren endete. Zeitweise lag das Gebiet unter einer 500m dicken Eisschicht begraben.


Merkmale des Gletscherkessels

Neben der natürlichen Entstehungsgeschichte spielt auch die kulturräumliche Nutzung eine wichtige Rolle. Die teils sehr steile und schroffe Felslandschaft wird traditionell zur extensiven Weidewirtschaft genutzt und dient so dem Erhalt typischer Lebensräume, die andernfalls der Sukzession und Verwaldung erliegen würden. Zum Einsatz kommen vor allem das Hinterwälder und Vorderwälder Rind und Ziegen.

Als wichtige Lebensräume innerhalb des Naturschutzgebiets Gletscherkessel Präg finden sich beispielsweise Trockene Heiden und Pionierrasen, Silikat-Schutthalden und Berg-Mähwiesen. Vor allem erstere sind stark durch eine ausreichende Bewirtschaftung angewiesen, um nicht von Kiefern- und Fichtenbeständen überwachsen zu werden.

Das gesamte Gebiet ist auf einer Gesamtstrecke von über 50km durchzogen von naturnahen Fließgewässern, welche zum Teil von naturnahen Auenwäldern begleitet werden. Größtes Fließgewässer ist die „Wiese“, die stellenweise eine Breite von 18m erreicht, aber weitgehend durch Randbebauung eingefasst ist. Attraktiver sind sicherlich die zahlreichen Bergbäche und kleinen Flüsse, die das ganze Gebiet durchziehen und durch die Gefälle häufig Kaskaden und sogar kleinere Wasserfälle ausbilden. Insgesamt wird der Erhaltungszustand der Fließgewässer als „sehr gut“ (A) angegeben.

Wichtigste Waldformation ist der Tannen-Buchen-Wald, der für den Schwarzwald ebenso wie für die Vogesen den typischen Mittelgebirgswald darstellt.


Besondere Arten im Naturschutzgebiet Gletscherkessel Präg

Vegetation

Im NSG kommen nahezu alle für Baden-Württemberg FFH-gelisteten Moose und Farne vor. Besonders hervorzuheben ist Rogers Goldhaarmoos (Orthotrichum rogeri), das hier seinen Verbreitungsschwerpunkt für ganz Europa hat. Generell ist das Naturschutzgebiet Gletscherkessel Präg aufgrund seiner sauberen Luft und der optimalen klimatischen Bedingungen ein idealer Lebensraum für zahlreiche Kryptogamen-Arten.

Verschiedene Arten von Buchen-Tannen-Wäldern die Waldgebiete, die für die montanen und hochmontanen Lagen der Region wichtige Merkmale sind. Es finden sich jedoch auch viele besonders zu erwähnende Edellaubwald-Bestände wie die flussbegleitenden Schwarzerlen-Eschen-Wälder und andere Auengesellschaften. An einigen Stellen des Kessels finden sich außerdem Schlucht- und Hangmischwälder, beispielsweise der Ahorn-Linden-Blockwald, der wärmeliebende Arten von Bäumen und Sträuchern beheimatet.

Darüber hinaus findet man an höher gelegenen und steilen Stellen Trockenheiden. An Magerweiden und an Waldrändern tritt sehr häufig die Heidelbeere (Vaccinium myrtillus) in Erscheinung. Im Gebiet kommen auch Orchideen vor, beispielsweise das Weiße Waldvögelein (Platanthera bifolia).
Insgesamt ist der Erhaltungszustand an den meisten Stellen aufgrund von Unternutzung nur als „gut“ (B) bewertet. Fehlende Beweidung sorgt für eine Überalterung der Zwergsträucher und geringere Artenvielfalt.

An den stärker beweideten Stellen, die oft noch nach traditioneller Art genutzt werden („Allmende“) konnten sich artenreiche Borstgrasrasen erhalten. Die Beweidung erfolgt hauptsächlich durch das Hinterwälder Rind, das seinerseits ebenfalls eine vom Aussterben bedrohte Nutztierrasse ist. Die Rasse ist optimal an die schwierigen Standortbedingungen angepasst und verursacht durch ihr geringes Gewicht keine ernsthaften Trittschäden an der Vegetation. So findet man in diesen Bereichen viele gefährdete Pflanzenarten.

Besonders zu erwähnen ist hier Arnika (Arnica montana), die noch in großen Beständen anzutreffen ist, während sie in Baden-Württemberg insgesamt stark geschwunden ist.
An feuchten Übergangsstellen finden sich gelegentlich feuchtigkeitsliebende Orchideen wie Geflecktes und Breitblättriges Knabenkraut (Dactylorhiza maculata, D. majalis).

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Brutvögel

Bedingt durch die sehr vielgestaltigen und intakten Lebensräume konnte sich im Naturschutzgebiet Gletscherkessel Präg auch eine Vielzahl von seltenen und bedrohten Vogelarten halten.

In den lichten und strukturreichen Wäldern der montanen Stufe finden sich Bestände des Auerhuhns (Tetrao urogallus), das in der Roten Liste für Deutschland als vom Aussterben bedroht (RL 1) geführt wird. In Fichten-Totholz brütet der seltene Dreizehenspecht (Picoides tridactylus), dessen Höhlen wiederum vom Sperlingskauz (Glaucidium passerinum) angenommen werden. Ebenso nutzen Raufußkauz (Aegolius funereus) und Hohltaube (Columba oenas) die vom Schwarzspecht (Dryocopus martius) hinterlassenen Höhlen als Brutstätten.

In den Offenlandbereichen des Talkessels findet man noch gelegentlich die von einem massiven Populationsrückgang bedrohte Zippammer (Emberica cia) und den Zitronenzeisig (Carduelis citrinella). Regelmäßig zu beobachten sind hingegen die Ringdrossel (Turdus torquatus) und der Neuntöter (Lanius collurio).
An den Silikatfels-Formationen kann man bisweilen den Wanderfalken (Falco peregrinus) finden, der dort brütet.

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Säugetiere im Gletscherkessel Präg

Abgesehen von zwei Fledermausarten, die in einem Bergstollen nahe des NSG leben, sind für das Naturschutzgebiet Gletscherkessel Präg keine besonderen Säugetiervorkommen genannt.


Amphibien und Reptilien

Innerhalb des Naturschutzgebiets lebt die größte Population des Kammmolchs (Triturus cristatus) im gesamten Südschwarzwald.

Andere Amphibien, die zu den weniger gefährdeten Arten gehören, sind Erdkröte (Bufo bufo), Grasfrosch (Rana sp.) und Bergmolch (Triturus alpestris).
Darüber hinaus kommt die in Deutschland zweithäufigste Schlangenart, die Schlingnatter (Coronella austriaca), vor. Häufig ist auch die Bergeidechse (Lacerta vivipara) zu finden. Allerdings liegen zu vielen Gruppen noch keine ausführlichen Untersuchungen vor.



Wirbellose

Im Gebiet kommen alleine 30 Tagfalterarten mit naturschutzfachlicher Bedeutung vor, darunter der Große Eisvogel (Limentis populi) und der Wundklee-Bläuling (Plebicula dorylas), die in der Roten Liste für Baden-Württemberg als vom Aussterben bedrohte Arten geführt werden. Auf den Berg-Mähwiesen konnten außerdem die stark gefährdeten Feuerfalterarten Lycaena alciphron und L. hippothoe nachgewiesen werden.

17 Heuschrecken-Arten werden ebenfalls als relevant gelistet, von denen die am stärksten gefährdete die Rotflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda germanica) ist. Als wichtige Wildbienenart trifft man auf die Vierfarbige Kuckuckshummel (Bombus quadricolor).
Bedingt durch die hervorragende Wasserqualität und die vielgestaltigen Lebensräume findet man auch eine Vielzahl von Libellen, allerdings keine naturschutzfachlich herausragenden Arten.


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