Wildcampen in Deutschland

Das Übernachten in unberührter Natur ist der Inbegriff von Freiheit und Abenteuer. Unter dem Sternenhimmel einschlafen und am Morgen von den Geräuschen der erwachenden Landschaft geweckt werden: das verspricht pure Romantik und Idylle.
Aber ist das so einfach möglich?

Wildcampen ist das Übernachten in mobilen Unterkünften an nicht explizit als Übernachtungsstellen ausgeschriebenen Orten. Mobile Unterkünfte sind aber nicht nur Zelte und Biwakzelte (Planen, die vor Regen und Wind schützen), sondern auch Autos und Wohnwagen.


Leider ist die Rechtslage zum Wildcampen in Deutschland kompliziert und undurchsichtig. Das liegt daran, dass lediglich Betretungsrechte einheitlich geregelt sind. §59 des Bundesnaturschutzgesetzes und §14 des Bundeswaldgesetzes beschreiben die Möglichkeit, die betreffenden Gebiete zur Erholung, zum Verweilen und Genießen zu betreten, geben aber keinen Aufschluss über Übernachtungen. Hinzu kommt, dass jedes Bundesland eigene Regelungen zum Umgang mit Wildcampen hat.


Grundsätzlich ist Wildcampen in Deutschland verboten

Bei dieser Ordnungswidrigkeit müsst ihr je nach Bundesland mit einer Strafe von bis zu 2500€ (z.B. in Bayern) rechnen.
Insbesondere Naturschutzgebiete sind absolute No-Go-Gebiete, die ihr vermeiden solltet. Ein Naturschutzgebiet ist ein empfindliches und schützenswertes Ökosystem. Es ist ein Lebensraum von Tieren und Pflanzen, kein Abenteuerspielplatz für Menschen.

 

Wenn ihr euch dennoch den Traum des Wildcampens erfüllt, beherzigt diese Tipps:
Auch wenn Wildcampen grundsätzlich verboten ist, versucht doch eine Sondererlaubnis bei der entsprechenden Behörde zu beantragen. Oder ihr erfragt eine persönliche Erlaubnis des Eigentümers oder der Eigentümerin des Grundstücks. Bei einer freundlichen Anfrage ist es schwer euch den Wunsch abzuschlagen.

Haltet euch von Jagd- und Nutzgebieten fern. Nutzgebiete solltet ihr meiden, weil ihr mit einer Übernachtung auf landwirtschaftlicher Nutzfläche einen Schaden an der Ernte verursachen könntet. Warum ihr nicht in Jagdgebieten übernachten solltet, erklärt sich von selbst, immerhin wollt ihr unversehrt nach Hause zurückkehren.
Achtet auch auf die Nutzzeiten. Aussaat- und Erntezeiten eignen sich nicht zum Zelten im Freien, da nachts Maschinen die Feld- und Forstwege nutzen müssen und ihr in diesen Saisons stört.

Neben einem respektvollen Umgang mit den bewirtschaftenden Personen ist ein respektvoller Umgang mit unserer Natur unverzichtbar. Nach einer Nacht in unberührter Idylle hinterlasst den Ort genauso schön, wie ihr ihn vorfindet. Lasst keinen Müll zurück und nehmt auch den Abfall mit, den andere selbst nicht mitgenommen haben. Nur so erhaltet ihr unsere einzigartige Landschaft für weitere Besucher.

Reguliert eure Lautstärke. Nehmt Rücksicht auf das Ökosystem, in dem ihr euch befindet, und seht von lauter Musik ab.

Das Entzünden von Feuer ist ein schädlicher Eingriff in das Gefüge der Natur. Verzichtet darauf, auch wenn ein Abend am Lagerfeuer gefolgt von einer Nacht unter dem Sternenhimmel unglaublich romantisch klingt oder ein Abendessen vom Grill oder Gaskocher euch das ultimative Gefühl von Wildnis und Abenteuer schenkt.
Mit einem Feuer zerstört ihr den Boden und die darunterliegenden Bodenschichten. Hinzu kommt die Gefahr eines Waldbrandes, der verheerende Folgen mit sich brächte.

Das Übernachten in der Natur ist ein einzigartiges Erlebnis, welches ihr unter Beachtung der genannten Tipps und Informationen unternehmen könnt. Trotz der rechtlichen Risiken bleibt zu erwähnen, dass einzelne Nächte nur sehr selten geahndet werden. Vor allem dann nicht, wenn ersichtlich ist, dass ihr euch eurer Verantwortung bewusst seid und keinen Schaden hinterlasst.

Wer kein Risiko eingehen möchte, nutzt die ausgewiesenen Wildcamping-Plätze, die es mittlerweile in Schleswig-Holstein und der sächsischen Schweiz gibt. Schaut alternativ nach einem naturbelassenen Campingplatz oder Trekkingplatz.

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